Kommt nach dem Borkenkäfer nun die Mäuseplage?

Kommt nach dem Borkenkäfer nun die Mäuseplage?

Ein von einer Maus abgebissener Trieb.
Waldbesitzende aufgepasst: Wird die Nahrung bei hohen Mäusedichten außerhalb der Vegetationsperiode knapp, dann sind erhebliche Schäden insbesondere an Laubholzkulturen bis hin zum Totalausfall zu befürchten.
©Dr. Horst Sproßmann

Auf den klimawandelbedingten Schadflächen im Wald stellen sich zunehmend wieder junge Wälder ein. Für Waldmäuse ein gefundenes Fressen – Forstleute rechnen mit einer Zunahme der Nageschäden und empfehlen regelmäßige Kontrollen durch die Waldbesitzenden.

Bei hoher Populationsdichte, etwa bei Massenvermehrungen, können speziell die Kurzschwanzmäuse zum Ärgernis im Wald werden. Sie benagen allzu gerne die bodennahe Rinde junger, kleiner Laubbäume, auch die Wurzeln werden nicht verschont. In Folge sterben die Bäumchen oft ab. Die Waldschutzexperten der ThüringenForst-AöR überwachen deshalb bestimmte Mauspopulationen. Derzeit befinden sich die Schäden durch Mäusefraß an Kulturen landesweit mit knapp 15 Hektar aber auf niedrigem Niveau. Gleichwohl sollten Waldbesitzende ihre Kulturen im Auge behalten. Gerade zur Winterzeit, wenn das Nahrungsangebot für die Nager knapp ist, nehmen die Schäden stark zu.

Wenn das Futterangebot unermesslich ist: Mastjahre sind Mäusejahre

„Populationsökologisch bedingt vermehren sich Mäuse etwa alle drei bis vier Jahre massenhaft, bis die Populationen wieder schlagartig zusammenbrechen“, erläutert Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Mastjahre wie 2022, wenn es besonders viel Bucheckern oder Eicheln als Nahrung für die Nager gibt, führen oft zu steigenden Populationen. Stark vergraste Waldflächen bieten Mäusen neben Nahrung außerdem ideale Deckungsmöglichkeiten, um sich dem Zugriff ihrer Feinde zu entziehen. In diesen Phasen richten insbesondere die Kurzschwanzmäuse im Wald, speziell außerhalb der Vegetationsperiode, erheblichen Schaden insbesondere an jungen Buchen, Eichen, Eschen oder Ahornen an. Nicht selten fallen ganze Kulturen wie auch Naturverjüngungen den Mäusen zum Opfer. Was in Zeiten der Wiederbewaldung riesiger Schadflächen hin zu artenreichen Mischwäldern für Waldbesitzende und Forstleute durchaus ein Problem darstellen kann.

Biologische Mäusebekämpfung wichtig

Drohen Schäden durch Mäuse etwa in Laubholzkulturen, wird zuerst sorgsam für jede Fläche durch Forstleute die konkrete Bekämpfungsnotwendigkeit festgestellt. Bereits vorbeugend werden biologische Maßnahmen ergriffen und „Mäusevertilger“ gefördert, in dem Sitzkrücken für Greifvögel aufgestellt, Fuchsdurchlässe oder Sauklappen in den Kulturzäunen verbaut werden.

Bei geringer Populationsdichte spielen Mäuse eine wichtige Rolle im Ökosystem Wald. Sie sind einerseits selbst Nahrung z. B. für Mäusebussard, Eule, Fuchs und Marder, andererseits verbreitet etwa die Waldmaus den Strauchsamen der Walderdbeere oder der Heidelbeere und trägt damit zur biologischen Vielfalt im Wald bei.

In den 1990er Jahren nahmen die Schadflächen durch Mäusefraß in Thüringen beständig auf fast 1.000 Hektar zu – eine Folge des vermehrten Laubholzanbaus. Gleiches nach 2007, als die Kyrill-Schadflächen laubholzreich wiederbewaldet wurden und auf knapp 800 Hektar Mäusefraß erfasst wurde.

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ThüringenForst Zentrale

Dr. Horst Sproßmann