Stillgelegte Wälder als Klimaschutzmaßnahme überschätzt

Stillgelegte Wälder als Klimaschutzmaßnahme überschätzt

Neubau mit Holzfassade
Holzbau gilt für viele Klimaexperten als der Schlüssel zu mehr Klimaschutz. Doch dafür müssen die heimischen Wälder nicht stillgelegt, sondern bewirtschaftet werden (Foto: Dr. Horst Sproßmann)

Schweizer Studie zeigt, dass bisherige Annahmen zur CO2-Speicherung von Naturwäldern stark überschätzt wurden. Bayerische Studie bestätigt, dass aktiver Waldumbau das Klima am besten schützt

Würde die Bewirtschaftung der Wälder auf diesem Globus ausgesetzt, um diese als Naturwälder zur reinen CO2-Speicherung zu nutzen, wäre der weltweite Spareffekt innerhalb von gerade einmal vier Jahren vollständig aufgebraucht. Zu diesem Ergebnis kommen Forschende der renommierten Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich und der gemeinsamen Forschungsstelle der Europäischen Kommission (JRC), aktuell veröffentlicht im Fachmagazin SCIENCE. Die Stilllegung von Wäldern weltweit birgt einen sehr überschaubaren zusätzlichen CO2-Speicher-Effekt von etwa 15 %. Gleichzeitig betonen die Forschenden, dass die Berechnungen theoretischer Natur sind: Eine Stilllegung aller Wälder auf dieser Erde sei einerseits utopisch, andererseits sogar klimaschädlich. Denn berücksichtigt man zur reinen CO2-Speicherleistung der Wälder auch die nur in bewirtschafteten Wäldern gegebene zusätzliche CO2-Speicherleistung von verbauten Holzprodukten, sieht deren Bilanz immer besser aus. Verbautes Holz, etwa in Holz(hoch)häusern, Holzbrücken oder anderen Holztragwerkkonstruktionen, speichert für die gesamte Lebensdauer Kohlenstoff – oft über Hunderte von Jahren. Energieträger wie Öl, Kohle oder Gas setzen dagegen das seit Jahrmillionen in der Erde gebundene CO2 zusätzlich frei und „feuern“ die Erderwärmung weiter an.

Waldbewirtschaftung und Waldumbau sind dringend fortzuführen
„Waldbewirtschaftung ist aktiver Klimaschutz. Umso mehr, wenn sie nachhaltig und naturnah wie in Thüringen betrieben wird. Aktiver Waldumbau hin zu Mischwäldern ist das Gebot der Stunde“, erläutert Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Bestätigt wird diese Aussage durch eine weitere, ebenfalls neue Studie der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. Insbesondere vorratsreiche, stark nadelholzgeprägte Monokulturen weisen nach Prof. Dr. Hubert Röder, Leiter der Studie, mittlerweile einen gebremsten Holzzuwachs aus. Verminderter Holzzuwachs bedeutet aber auch verminderte CO2-Aufnahme durch die Bäume. Durch Waldumbau hin zu klimastabilen Mischwäldern können diese zuwachsschwachen Bestände wieder zu kraftvollen CO2-Senken gemacht werden.

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ThüringenForst Zentrale

Dr. Horst Sproßmann