Klima verändert Wald – Wald verändert

Klima verändert Wald – Wald verändert

Ein Feuersalamander sitzt im Herbstlaub.
Der Feuersalamander fühlt sich in den feuchten Laubmischwäldern des Thüringer Mittelgebirges wohl. Der fortschreitende Klimawandel wird sein heutiges Verbreitungsgebiet einschränken.
©Dr. Horst Sproßmann

Der Klimawandel bedroht das Ökosystem Wald. Ein sensibel austariertes Gleichgewicht unterschiedlichster Organismen und ihrer Umwelt gerät dadurch in Gefahr. Forstleute und Waldbesitzende versuchen die negativen Folgen zu mildern.

Die Risiken des Klimawandels für die heimischen Wälder sind der Verlust von Lebensräumen, der Rückgang von Tier- und Pflanzengemeinschaften sowie deren genetische Verarmung. Am stärksten betroffen von ansteigenden Durchschnittstemperaturen, trockeneren Sommern, heißeren Tagen und Wetterextremen sind Arten, die auf feuchte und kühle Lebensräume angewiesen sind.

So etwa Tier- und Pflanzenarten in den rund 350 Hochmooren in den Hoch- und Kammlagen des Thüringer Waldes. Forstleute und Waldbesitzende haben Strategien entwickelt, um die negativen Folgen des Klimawandels zu mildern: Dies geschieht durch den Umbau noch intakter Wälder in klimastabile Mischbestände und die Wiederbewaldung von Schadflächen mit artenreichen und klimawandelresistenten Mischbaumarten.

Die Klimawandelfolgen sorgen andererseits auch für mehr Wärme und Licht in den Wäldern. Dies fördert licht- und wärmeliebende Arten und eröffnet neue Chancen für Mischwälder.

Klimawandel: Artenverlust – aber auch neue Chancen

Insbesondere die klimawandelbedingte Veränderung des Artenbestandes einheimischer Wälder beobachten Forstleute und Waldbesitzende schon seit einigen Jahren mit Sorgen. „Während einige Arten verschwinden, nehmen bestimmte einheimische wie gebietsfremde Arten zu“ erläutert Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand.

So hat der Fichtenborkenkäfer in Thüringen seit 2018 eine enorme Ausbreitung erfahren. Der Käfer befällt von Trockenheit geschwächte Fichten und bringt diese zum Absterben. Da die Fichte die häufigste Baumart im Freistaat ist, sind die Auswirkungen -deutlich am veränderten Landschaftsbild nachzuvollziehen- dramatisch. Neben den heimischen Forstschädlingen reisen mit dem globalen Warenhandel aber auch gebietsfremde Schadorganismen nach Thüringen ein.

So etwa der Asiatische Laubholzbockkäfer, der 2016 in Nordthüringen in einer Holzpalette mit aus Asien stammenden Steinplatten entdeckt wurde. Die heimischen Bäume und Sträucher können sich gegen diese Neuankömmlinge nicht wehren und sterben bei Befall nach einigen Jahren ab. Das Eschentriebsterben, verursacht durch den eingewanderten Pilz „Falsches weißes Stängelbecherchen“, zeigt die ganze Dimension dieser Entwicklung.

In Thüringen werden seit Jahren im Staatswald keine Eschen mehr gepflanzt – ihre Überlebenschancen sind zu gering. Neben Schädlingen verbreiten sich im Zuge der Klimaerwärmung auch im vergangenen Jahrhundert vom Menschen oft als Zierpflanze eingebrachte exotische Pflanzen, wie etwa die Spätblühende Traubenkirsche, der Japanische Staudenknöterich, Götterbaum und Riesenbärenklau.

Die beiden letztgenannten Arten können beim Waldbesuchenden durch ihre Inhaltstoffe schwere Hautirritationen bis zu allergischen Schocks hervorrufen. Auch diesen Arten fehlt es an natürlicher Konkurrenz in den Wäldern, weshalb sie einheimische Arten erfolgreich verdrängen können.

Waldumbau und Wiederbewaldung brauchen langen Atem und Stehvermögen

Zu groß ist die Rasanz des Klimawandels. Das komplexe Ökosystem Wald kann durch natürliche Anpassungsprozesse nicht schnell genug reagieren, um seine Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktionen zu gewährleisten.

Durch die pflegende und ordnende Hand von Forstleuten und Waldbesitzenden können die heimischen Wälder besser, zukunftsfähiger und klimastabil gemacht werden. Eine Aufgabe, die Waldakteure in den nächsten Jahrzehnten in Atem halten und ihnen Ausdauer und Stehvermögen abverlangen wird.

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ThüringenForst Zentrale

Dr. Horst Sproßmann