Vor 30 Jahren, im Juni 1992, fand die „Rio-Konferenz“ der UN statt. Seither hat ein über 300 Jahre altes forstliches Wirtschaftsprinzip eine weltweite Bedeutung erlangt: Die Nachhaltigkeit
Die UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung (UNCED), die 1992 in Rio stattfand, gilt als die Geburtsstunde heute noch maßgeblicher Konventionen und Erklärungen zur globalen Nachhaltigkeit. Der Begriff Nachhaltigkeit, der erstmals 1713 durch den sächsischen Forstkameralisten Hans Carl von Carlowitz in seinem Buch „Sylvicultura Oeconomica“ veröffentlicht wurde, erlebte gleichsam seine zweite Geburtsstunde.
Mit Nachhaltigkeit bezeichnete von Carlowitz ein forstliches Wirtschaftsprinzip, nachdem man nur so viel Holz aus dem Wald nehmen darf, wie wieder nachwächst. Der heutige Nachhaltigkeitsbegriff ist deutlich komplexer geworden und umfasst, neben wirtschaftlichen, auch ökologische wie soziale Inhalte.
Rund 280 Jahre später debattierten in Rio de Janeiro rund 10.000 Delegierte aus 178 Staaten über den Kerngedanken nachhaltiger Forstwirtschaft und nahmen diesen zum Anlass, eine globale Umwelt- und Entwicklungspartnerschaft zu initiieren. Die Rio-Erklärung besteht aus 27 Prinzipien, die unter anderem den nachhaltigen Umgang mit Natur und Ressourcen thematisiert – ganz im Sinne des sächsischen Forstkameralisten.
Nachhaltigkeit wurde in Mitteldeutschland „erfunden“
„Der Carlowitz´sche Grundgedanke der forstlichen Nachhaltigkeit, dem Wald nur so viel Holz zu entnehmen, wie wieder nachwächst, ist Kernaussage im Bundes- wie allen deutschen Landeswaldgesetzen“, erklärt Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Das Jubiläum „30 Jahre Rio-Konferenz“ ist ein guter Anlass, sich noch einmal näher mit diesem Wirtschaftsprinzip auseinander zu setzen. Denn dieses Prinzip setzt die verantwortungsvolle Bewirtschaftung der Wälder durch den Menschen voraus. Verantwortungsvoll deshalb, weil zur forstlichen Nachhaltigkeit heute auch gehört, die Wälder in einen Zustand zu erhalten, die den Folgegenerationen, nämlich unseren Kindern, Enkeln und Urenkeln, gleiche Nutzungsmöglichkeiten sicherstellt.
Die Gewinnung des Roh-, Bau- und Werkstoffes sowie des Energieträgers Holz durch nachhaltige Waldbewirtschaftung ist heute, vor allem aber für die Zukunft dieses Planeten, von entscheidender Bedeutung. Holz nimmt eine immer größere Rolle insbesondere im Klimaschutz ein. Wald ist unstrittig eine CO2-Senke, aber bewirtschafteter Wald ist noch viel mehr: Die Holzverwendung führt zu weiterer CO2-Speicherung, etwa durch die Kohlenstoffbindung in Holzgebäuden.
Die Substitutionswirkung sorgt für den Ersatz klimaschädlicher Baustoffe wie Stahl, Aluminium, Kunststoff oder Glas und bremst damit wirksam den Klimawandel. Und nicht zuletzt: Holz ist ein Rohstoff direkt vor unserer Haustüre, unabhängig von den Globalinteressen Dritter, der nachhaltig bewirtschaftet gleichsam „unendlich“ zur Verfügung steht. Und das ganz klimaneutral.
30 Jahre „Rio-Konferenz“ ist ein guter Anlass, über Nachhaltigkeit von Wald und Holz nachzudenken und ein klares Bekenntnis zur aktiven Waldbewirtschaftung und Holzverwendung auszusprechen.